Innovative Methoden zur Leistungsbewertung in der Paketzustellung
Systematische Leistungsbewertung mit Motion-Mining® und MTM in der Basisarbeit
Zielsetzung und Kurzbeschreibung: Diese methodische Vorgehen ermöglicht eine umfassende Leistungsbewertung der Brief- und Paketzustellung und bildet somit die Grundlage für eine optimierte Arbeitsplatzgestaltung. Die Leistungsbeurteilung und die Einordnung in Leistungskorridoren erfolgen durch den Vergleich von SOLL- und IST-Zeiten je Paket unter Berücksichtigung spezifischer Rahmenbedingungen an den Zustellbasen.
Die SOLL-Zeiten werden mithilfe von MTM-Prozessbausteinen modelliert. Durch die Einbeziehung einzelner IST-Werte für die Parametrierung der Bausteine, wie der Anzahl der Pakete, der durchgeführten Stopps oder der zurückgelegten Kilometer, lässt sich eine industrielle Bezugsleistung – konkret die MTM-Normleistung – für die jeweiligen Rahmenbedingungen ermitteln.
Die IST-Werte werden mittels Motion-Mining® erhoben, einer technologischen Lösung zur automatischen Aufnahme und Analyse manueller Arbeitsprozesse durch den Einsatz von Sensorik und GPS-Signalen. Neben den einzelnen Werten zur Bestimmung der SOLL-Zeit je Paket entsteht eine Gesamtzeit je Paket (IST-Zeit).
Die Bewertung erfolgt durch den Vergleich der gebildeten SOLL- und IST-Zeiten pro Paket, was eine objektive Leistungsbeurteilung und die Ableitung von Leistungskorridoren ermöglicht.
Anwendungsbereiche: Dieses methodische Vorgehen wird in Basisarbeit, insbesondere in der Brief- und Paketzustellung eingesetzt, um die Arbeitsintensität und Leistung objektiv zu bewerten. Sie bietet eine fundierte Grundlage für die Gefährdungsbeurteilung und arbeitsschutzorganisatorische Maßnahmen. Zudem ermöglicht sie Transparenz in der Touren- und Personalplanung und hilft Belastungsquellen zu identifizieren.
Voraussetzungen für die betriebliche Anwendung: Für die Anwendung sind Kenntnisse in Motion-Mining® und MTM erforderlich. Die betriebliche Anwendung setzt die Ausstattung der Mitarbeitenden und Fahrzeuge mit mobilen Sensoren voraus, sowie die Unterstützung der MotionMiners zur Auswertung der Daten.
Branchen und Prozesse (Anwendungsbeispiele): Die Methode kann auf verschiedene Dienstleister und Standorte übertragen werden, wobei die spezifischen Rahmenbedingungen berücksichtigt werden müssen:
- Prozessorganisation (Einfach bis komplex)
- Liefergebiet (Stadt, Land, Mix)
- Sendungsaufkommen (Gering, Mittel, Hoch)
Gibt es besondere Beispiele, die die Vorteile der Methode deutlich machen? Die Methode wurde durch die Begleitung eines Logistikdienstleisters im städtischen Gebiet während des Weihnachtsgeschäftes entwickelt und evaluiert. Im betrachteten Fall lag die IST-Zeit je Paket 15 % unter der SOLL-Zeit für die zugrundeliegenden Rahmenbedingungen. Die Mehrleistung konnte nur durch folgende Aspekte erreicht werden:
- Überstunden und/oder reduzierte persönliche Verteilzeit
- Schnelle und unterstütze Vorbereitung an der Zustellbasis
- Schnelleres Laufen zum Kunden während der Auslieferung
Maßnahmen der betrieblichen Praxis: Aus der Methode lassen sich Maßnahmen zur Verbesserung der Prozessorganisation und zur Reduzierung der Arbeitsbelastung ableiten. Dazu gehören die Optimierung der Tourenstruktur und die Anpassung der Leistungsvorgaben.
Weiterführende Informationen: Die Methode zur objektiven Leistungsbeurteilung auf der letzten Meile bietet eine fundierte Grundlage für die Gefährdungsbeurteilung und arbeitsschutzorganisatorische Maßnahmen. Sie ermöglicht Transparenz in der Touren- und Personalplanung und hilft, Belastungsquellen zu identifizieren. Die Ergebnisse der Untersuchung bieten eine Grundlage für die zukünftige Erarbeitung und Ableitung von Grenzwerten bzw. Leistungskorridoren.
Detailinformationen Motion-Mining®: Motion-Mining® ist eine technologische Lösung zur automatischen Aufnahme und Analyse von manuellen Arbeitsprozessen im Bereich Produktion und Logistik. Sie ist eine Kombination aus Hard- und Software und versetzt Anwender/-innen in die Lage, Prozessaufnahmen mittels Sensoren (vgl. Abbildung) durchzuführen und auszuwerten. Hierfür werden Mitarbeitende oder Fahrzeuge mit bis zu drei mobilen Sensoren (Wearables) ausgestattet. Die Wearables nehmen dabei während der Messung die Bewegungsdaten auf. Der lokale Kontext wird im Außenbereich via GPS und im Innenbereich via Bluetooth-Beacons hergestellt.
Detailinformationen MTM (Methods-Time Measurement): MTM ist eine standardisierte Methode zur Analyse und Optimierung von Arbeitsprozessen. Sie zerlegt Arbeitsabläufe in kleinste Bewegungselemente und ordnet ihnen Zeitwerte in TMU (Time Measurement Units) zu. Ziel ist die SOLL-Zeit-Ermittlung, was eine objektive Bewertung und den Vergleich von Arbeitsprozessen ermöglicht. MTM wird in Produktion und Logistik eingesetzt, um Arbeitsabläufe zu verbessern und die Arbeitsbedingungen zu gestalten.
Dr.-Ing. Sascha Feldhorst,
CEO der MotionMiners GmbH
Prof. PD Dr. Peter Kuhlang ,
CEO der MTM ASSOCIATION e. V.
Mail: peter.kuhlang@mtm.org